Das Kollenbachtal (aus KSTA v. 19.9.2011)
Lichtregie für den Baumnachwuchs
Es ist ein sonniger Spätsommertag, doch im Kollenbachtal hängt an diesem Morgen noch die Feuchtigkeit der letzten Regennacht in der Luft; dichte Baumkronen lassen nur begrenzt Sonnenstrahlen zum Bodendurchdringen. Die Luft ist frisch und kühl, kein Autogeräusch, keine Stimme stört die Ruhe. Hier ist ein Lieblingsplatz von Alexander von Leffern. „Was dieses Tal auszeichnet, sind die bachbegleitenden Erlen-Eschen-Wälder mit Sumpferlenzonen“, sagt der Kürtener Revierförster. „Und hier kann man viele Aspekte moderner Waldwirtschaftexemplarisch beleuchten.“
Wer dem Wanderweg folgt, der parallel zum Bach durch das enge Tal führt, erlebtunterschiedliche Biotope. Da gibt es dichte, hallenartige Fichtenbestände mit wenig Unterwuchs, lichte Mischwaldzonen mit Buchen, Eichen und Ahorn, indenen derBoden mit einem dichten Teppich aus Farn, Gräsern und Kräutern überzogen ist, und eben die genannten Erlen-Eschen-Standorte direkt am Bach. „Hier ist ein Rückzugsgebiet für viele Tier- und Pflanzenarten“, weiß von Leffern. Amphibien wie Teich- und Kammmolche sind hier heimisch, ebenso leben im Kollenbachtal und dem benachbarten Westerbachtal Fledermäuse, Schwarz- und Buntspechte. „Auch der Rote Milanbrütet hier.“
Erlen und Eschen gelten als typische Baumarten in gewässernahen Auwäldern und regelmäßig überfluteten Bruchwäldern, im Kollenbachtal sind sie demnach standortgerecht. „Erlen wachsen mit ihren Wurzeln ans Wasser heran und können auch eine Uferbefestigung darstellen, weil sie nicht unterspült werden“, erklärt von Leffern und zeigt auf eine malerische Stelle, an der zwei Bäume auf einer leicht erhöhten Stelle mitten im Bach wachsen. „Auch Eschen können nah am Wasser stehen.“ Diese Baumart, die von dem stellenweise kalkhaltigen und somit nährstoffreichen Boden im Kollenbachtal profitiert, zählt zu den Edellaubhölzern. Dagegen ist die wirtschaftliche Bedeutung von Erlen als Nutz- oder Brennholz eher zweitrangig. Am Kollenbach zählt jedoch ihr ökologischer Wert. Der Förster führt aus, dass die bachnahen Zonen nur begrenzt holzwirtschaftlich genutzt werden. „Hier ist lediglich eine Einzelstammnutzung möglich. Und bei der Entnahme muss auch der Einsatz von Maschinen ökologisch vertretbar und schonend erfolgen.“
Bei den Fichten- und Buchen-Eichen-Beständen im Kollenbachtal ist der wirtschaftliche Aspekt größer. „Da stehen im kommenden Winter Durchforstungsmaßnahmen mit einzelnen gezielten Eingriffen an“, sagt Alexander von Leffern. Die Bäume sollen so entnommen werden, dass Zukunftsbäume mehr Platz zum Wachsen bekommen und zugleich die Naturverjüngung gefördert wird. „In dichten Beständen kommt oft kaum Licht an den Boden.“ Junge Bäume können sich dort gar nicht beziehungsweise nur sehr langsam entwickeln. Durch die gezielte Entnahme ausgewählter Bäume kann man die natürlich nachwachsende Generation fördern und muss nicht extra Bäume pflanzen.“ Naturverjüngung sei ein wichtiger Aspekt des modernen naturnahen Waldbaus.
In diesem spielt auch das Lichtmanagement eine wichtige Rolle. Von Leffern: „Je nachdem, wie viel Licht ich durch Holzentnahmen in den Wald bringe, fördere ich bestimmte Baumarten.“ Denn es gibt Schatt-, Halbschatt-, und Lichtbaumarten. Fichten beispielsweise zählen zu Letzteren. Wenn in einem Bestand mit Fichten viel Licht geschaffen wird, fördert das den Nadelbaum-Nachwuchs, der dann schneller wächst als beispielsweise junge Buchen.Wenn wiederum diese Halbschattbaumart dominiert, kann sie auf DauerEichen ausdunkeln und verdrängen – immer vorausgesetzt, dass die jeweiligen Bodenverhältnisse passen.
Oberhalb des Kollenbachtals gibt es ein Fichtenwäldchen mit Borkenkäferbefall. Dort ist es für Fichten eigentlich zu trocken“, sagt von Leffern. Das zeige sich neben der Anfälligkeit auch in einer geminderten Wuchsleistung. Für Fichten, die in Deutschland übrigens verstärkt in der Nachkriegszeit auf zerstörten Waldflächen gepflanzt wurden, sei jedoch auch ein bachnaher Standort mit Staunässe suboptimal. „Dort verflachen die Wurzeln extrem, die Bäume sind dadurch windwurfgefährdet.“ An solchen Stellen, wie es auch einige in dem Tal bei Offermannsheide gibt, macht es aus Sicht des FörstersSinn, standortgerechte Erlen und Eschen einzubringen. „An den trockenen Stellen können beispielsweise Eichen oder Douglasien interessant sein, am Hang Buchen.“ Alexander von Leffern sagt: „Der Wandel muss langsam und mit kleinen Eingriffen erfolgen mit Entnahme von Fichten und einem Voranbau, also einer Pflanzung, von Buchen.“ Wenn man zu viele Bäume aus einemFichtenbestand entnimmt, wird er noch anfälliger für Windwurf. Ein Kahlschlag sei aus weiteren Gründen problematisch. „Dann sinkt der Grundwasserspiegel, die Erosionsgefahr steigt.“ Außerdem werde die gesetzlich innerhalb von zwei Jahren geforderte Wiederaufforstung aufwändig, weil sich auf Freiflächen erstmal Pionierpflanzen wie Himbeeren, Brombeeren oder Fingerhut ansiedeln und die Entwicklung eines natürlichen Waldes Jahrzehnte dauern würde. Alexander von Leffern betont: „Natürlich kann ich Waldbesitzer immer nur informieren und ihnen Empfehlungen aussprechen.“
„Ein Problem hier im Kollenbachtal ist das Indische Springkraut“, bemerkt der Förster auf dem Rückweg nach Offermannsheide. Die auch als Drüsiges Springkraut bekannte eingewanderte Art wuchert an einigen Abschnitten des Kollenbachs und droht, heimische Arten wie Mädesüß, Gelbe Schwertlilie oder Sumpfdotterblume zu verdrängen. Auch hier ist Licht wieder ein Thema. „Indisches Springkraut mag helle Standorte und dunkelt andere Arten aus.“ Der Förster vermutet:„Es ist wohl durch Gartenabfälle in den Wald gelangt und breitet sich jetzt am Wasserlauf entlang aus.“ Einzudämmen sei das Kraut nur schwer. „Man muss es noch vor der Samenreife mähen.“